Skoliose

Über 80% aller Skoliosen sind adoleszente idiopathische Skoliosen, welche sich zur Zeit des schnellsten Wachstums der Wirbelsäule bei geringster mechanischer Festigkeit entwickeln und durch die fast gleichzeitige Verknöcherung des Skeletts mit der Folge verknöcherter Deformationen stabilisieren.

Definition Skoliose

„Dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule, verbunden mit einer Rotation von Wirbeln“

Sie ist das Ergebnis einer Veränderung der Morphologie der Wirbelsäule, welche das dynamische Gleichgewicht der Wirbelsäule stört. Davon betroffen sind immer der Aufbau des Skeletts, die Muskulatur und die Neurosensorik, welche Körperhaltung und Bewegungsmuster steuern.

Die symmetrisch angelegte Wirbelsäule hält den Körper bei allen seinen Bewegungen in einem „dynamischen Gleichgewicht“. Wird ihre Symmetrie gestört, bringen Nervensystem und Muskeln den Oberkörper über die Bewegungssegmente der Wirbelsäule wieder ins Gleichgewicht. Dabei entsteht die „dreidimensional verkrümmte Wirbelsäule, verbunden mit einer Rotation von Wirbeln“. Die Skoliose äussert sich in Körperfehlstellungen und unnatürlichen Bewegungsmustern.

Arten der Störung

Alterungsbedingte strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule (Abnützungserscheinungen, Wirbeleinbrüche) „degenerative Skoliose“, oder durch Krankheiten.

Während des Wachstums durch

  • Fehlbildung von Wirbeln „kongenitale Skoliose“ (10 %)
  • Neurogene und muskuläre Erkrankungen (z.B. Cerebralparese, Duchenne Muskeldystrophie) „neuromuskuläre Skoliose“ (<10 %)
  • nicht feststellbare Ursachen (normale Struktur der Wirbelsäule und keine neuromuskuläre Störung) „idiopathische Skoliose“ (>70 %)

Beim Erwachsenen hat ein Fortschreiten der Skoliose hat immer etwas mit dem Fortschreiten der Veränderung, welche die Skoliose auslöst zu tun.

Beim Kind und beim Jugendlichen ist die weitere Zunahme der Verkrümmungen vor allem eine Folge des Wachstums bei gestörter Biomechanik.

Progression (Fortschreiten der Skoliose)

Der Vorgang der Anpassung der Morphologie der Wirbelsäule an die Störung hält an, bis wieder ein stabiles Gleichgewicht hergestellt ist. Das Ausmass der Progression ist vor allem abhängig vom Ausmass der Störung, von der Geschwindigkeit des Wachstums der Wirbelsäule und von ihrer mechanischen Festigkeit.

Idiopathische Skoliose

Ca. 3% der Bevölkerung haben eine idiopathische Skoliose, sie erreicht in ca. 25 % der Fälle Ausmasse, die eine Behandlung nötig erscheinen lassen.

Die idiopathische Skoliose entwickelt sich durch das Wachstum der Wirbelsäule und stabilisiert sich durch die Reifung des Skeletts. Die Reifung, der Umbau von Knorpel und Bindegehwebe in massiven Knochen, beginnt mit ca. 11 Jahren und dauert ca. 2 Jahre und endet mit dem Ende der Wachstumsphase, der Verknöcherung der Wachstumsfugen.

Bedingt durch die unschiedliche Geschwindigkeit des Wachstums in verschiedenen Kindheitsphasen und der unterschiedlichen mechanischen Festigkeit der Wirbelsäule ist die Wirbelsäule mehr oder weniger störungsanfällig und die Skoliose kann sich unterschiedlich entwickeln:

Die seltene infantile idiopathische Skoliose, in der Phase von der Geburt bis zum Alter von ca. 4 Jahren schreitet sehr rasch fort, meist ist trotz Korsett ein früher chirurgischer Eingriff nötig.

Die juvenile idiopathische Skoliose im Alter von 4 – ca. 10 Jahren schreitet in ca. 95 % der Fälle um 1 – 3° Cobb / Jahr fort und geht dann in dann in die adoleszente Form über und schreitet dann um 5° - 10° Cobb / Jahr fort.. Die relativ geringe Zunahme der Skoliose entspricht dem relativ geringen Wachstum der Wirbelsäule, der hohe Anteil an fortschreitenden Skoliosen dem Umstand, dass kein Reifeprozess stattfindet, der die Wirbelsäule stabilisieren könnte.

Die adoleszente idiopathische Skoliose, ab ca. 10 Jahren bis zur Reife ist die Phase, in welcher der pubertäre Wachstumsschub mit dem grössten Wachstum der Wirbelsäule stattfindet. Durch die Wirkung von Hormonen ist die mechanische Festigkeit der Wirbelsäule reduziert, besonders bei Mädchen, bei denen gleichzeitig die geschlechtliche Reifung stattfindet. Durch die gleichzeitig stattfinde Reifung des Skeletts stabilisiert sich die Wirbelsäule durch Verknöcherung der Wirbel unmittelbar nach dem Wachstumsschub und die Wirbel nehmen ihre definitive Form an.

Es ist deshalb wichtig, dass die Krümmungen der Skoliose vor dem pubertären Wachstumsschub ausreichend reduziert werden.